Gunther Geltinger, 1974 in Erlenbach am Main geboren, studierte Drehbuch und Dramaturgie an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien sowie an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Seit 2006 arbeitet er als freier Autor, 2008 erschien im Schöffling Verlag sein erster Roman "Mensch Engel", für den er für den aspekte-Literaturpreis nominiert wurde. "Mensch Engel" wurde bereits in vier Sprachen übersetzt. Gunther Geltinger lebt in Köln.
Im August und November 2011 war Gunther Geltinger als Stipendiat auf Sylt.
Thema: Am Ende
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Eltern haften für ihre KinderPressemitteilung_(30.08.2010): Gunther Geltinger gewinnt das Sylt-Quelle Literaturstipendium Inselschreiber 2011
Pressefoto (4 MB), honorarfrei, (c) Susanne Schleyer/autorenarchiv.de
Porträt"Ich bin ein Suchender", sagt Gunther Geltinger. Allerdings habe er kein klares Ziel vor Augen. Vielmehr wolle er die persönliche Wahrheit in den Dingen erforschen. Und da er ein ungeduldiger Mensch sei, "ist das Schreiben eine gute Methode, um mich zu bremsen, zu entschleunigen", schmunzelt der 37 Jahre alte Autor, den eine hochkarätige Jury aus 200 Bewerbungen zum Sylter Inselschreiber 2011 gewählt hat. Seit 11 Jahren vergibt die Sylt Quelle dieses Literaturstipendium.
Sein Debütroman "Mensch Engel", den Gunther Geltinger 2008 veröffentlichte, wurde von Kritikern positiv, teilweise sogar überschwänglich aufgenommen. Er gehöre zu dem Außergewöhnlichsten, was seit langem in deutscher Sprache zu lesen war, kommentierte beispielsweise der kulturSpiegel. Aus unterschiedlichen Erzählperspektiven, kunstvoll verwoben, schildert Gunther Geltinger den steinigen Weg eines jungen Homosexuellen - durchaus mit autobiografischen Zügen. Diese werden sich nicht unbedingt in seinem neuen Roman finden, der inzwischen auf 500 Seiten angewachsen ist. Die in Norddeutschland angesiedelte Mutter –Sohn –Geschichte wird im Frühjahr 2013 bei Schöffling & Co. erscheinen. Der weite Himmel, die vielfältige Natur und die Stille auf Sylt werden ihn inspirieren, dessen ist sich Gunther Geltinger sicher. Vielleicht wird das Ende des Romans sogar auf dieser Insel spielen.
Er habe sich früh in die offenen, weiten Landschaften an der Nordsee verliebt. Aufgewachsen im kleinen Ort Erlenbach im Maintal, in der Hügellandschaft zwischen Spessart und Odenwald, erlebte er eine "ungute Mischung aus Urbanität und Provinzialität". Seine Eltern – beide Germanisten, seine Mutter zudem Historikerin – boten dem wachen Jungen ein prall gefülltes Bücherregal. "Ich musste mich nur bedienen." Und so wuchs Gunther Geltinger zwar in einem inspirierenden Elternhaus auf – empfand sich trotz vieler Freunde in seiner Jugend aber als Außenseiter. Bis heute betrachtet er die Welt aus dieser Perspektive. Mit sieben Jahren begann er zu schreiben – "als Gegenmaßnahme". Doch nach dem Abitur 1994 dauerte es zwölf Jahre, bis Geltinger sich traute, seinen Weg als freier Autor zu gehen. Zunächst nahm er ein Studium der Theaterwissenschaften an der Uni Gießen auf und verwarf es wieder. Er studierte Drehbuch und Dramaturgie an der Uni Wien, schloss mit dem Magister Artium ab – und verwarf den Berufsweg gleichwohl. "Die starren Regeln des Drehbuchs engen mich im Schreiben zu sehr ein", weiß er heute. Zuvor hatte er an der Kunsthochschule für Medien in Köln noch ein Diplom in Medialen Künsten erworben.
Gunther Geltinger, der so jungenhaft lächeln kann, ist ein nachdenklicher Mensch, wägt seine Worte sorgfältig ab. Schreiben ist seine Berufung. Der Wunsch, dem, was ohne Worte zurechtkommt, Sprache zu geben, treibe ihn an. Immer auf der Suche nach den richtigen Worten, dem richtigen Rhythmus – das gilt nicht nur für die Sprache in seiner Literatur, das gilt auch für sein Leben.
(Angela Grosse, Oktober 2011)
Presse"Da ich ein sehr ungeduldiger Mensch bin, ist das Schreiben als sehr langsame Fortbewegung eine gute Methode, mich zu bremsen."
Hamburger Abendblatt, 22.08.2011"Ich suche überall zuerst Plätze, an denen ich lesen und spazieren gehen kann", sagt Geltinger. In Rantum, wo er auf dem Gelände der Stiftung wohnt, ist es vor allem die Wattseite der Nordsee, zu der es ihn zieht: "Dort ist es ruhiger."
Davor aber will er arbeiten, acht Stunden am Tag, vom Morgen bis zum Nachmittag, ohne Ablenkung.
Schleswig-Holsteinische Zeitung, 4.08.2011