11.07.2007, 20.15 Uhr
Was passiert unter Wasser, wenn es in der Nordsee wärmer wird und die Winter dem Watt kein Eis mehr bringen? Einigen Fischen wird es dann zu warm, aber dafür dringen viele andere von Süden her vor. Die Zahl der Arten steigt. Dabei gibt es auch Über- raschungen. Meerestiere und Algen, die unbeabsichtigt mit Schiffen die Ozeane überqueren, vermehren sich in der Nordsee um so besser, je wärmer sie wird. Das Leben im Meer wird so neu gemischt. Im Watt leben amerikanische Schwertmuscheln, pazifische Austern und australische Seepocken bunt durcheinander mit Wattwürmern und Herzmuscheln. Da bleibt im Meer nicht viel beim Alten.
Zwar versprechen Klimaszenarien für die kommenden Jahrzehnte sonnigere Sommer an der Nordseeküste, aber auf eine Erwärmung der Luft folgt langsam und unabwendbar auch eine Erwärmung der Ozeane und damit ein Anstieg des Meeresspiegels. Da die Insel Sylt von zerbrechlicher Gestalt ist, gibt dies Anlass zur Sorge. Die zum Erhalt der Insel jährlich auf den Strand gespülte Sandmenge reicht dann nicht mehr aus und die sich schon jetzt rasch verkürzende Südspitze kann auf Dauer nicht gehalten werden.
Sollte langfristig die Bebauung dicht am Strand zurückgenommen werden? Und was ist mit der Wattseite der Insel? Auch dort fehlt es an Sand, damit Ufer und Wattflächen beim Anstieg des Meeres mithalten können. Die vom Treibhauseffekt angestoßene Veränderung trifft Sylt in ganz besonderem Maße und verlangt nach einem Konzept der Anpassung. Eine starre Festung Sylt hätte das gleiche Schicksal wie die Strandburgen der Kinder bei einsetzender Flut – so eine der Thesen, zu deren Diskussion wir einladen.
(Karsten Reise)