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29.08.2007, 20.15 Uhr
Die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Klimawandel als Ursache von Flucht und Migration zeigt, dass das Problem Klimaflucht schon heute ein ernstzunehmendes Phänomen ist. In den kommenden Jahrzehnten wird es sich wahrscheinlich zu einem gravierenden Problem ausweiten.
Die wissenschaftliche Diskussion über Klimaflucht steht noch am Anfang. Doch bereits die Betrachtung der „hot spots“ der globalen Erwärmung (wie Inselstaaten, Sahel-Staaten und Trockenrandgebiete in Afrika, Bangladesh) macht deutlich, dass gerade dort, wo Armut und ausbleibende Entwicklungserfolge vorherrschen, Flucht und Migration oft den einzigen Ausweg darstellen. Während in Afrika und Zentralasien Wasserknappheit und Desertifikation der landwirtschaftlichen Flächen die Menschen zur Flucht treiben, ist es in Bangladesh und auf den kleinen Inselstaaten der steigende Meeresspiegel, der den Menschen ihren Lebensraum nimmt. Ganze Staaten sind in ihrer Existenz bedroht.
Wie der Hurrikan Katrina zeigt, ist Klimaflucht kein auf Entwicklungsländer beschränktes Problem. Auch wenn die komplexen Wirkungszusammenhänge zwischen Armut, Klimawandel und anderen Weltproblemen eine genaue Quantifizierung erschweren und Prognosen somit ungesichert bleiben, kann davon ausgegangen werden, dass die Zahl der Klimaflüchtlinge schon heute die Zahl der regulären Flüchtlinge von 20 Millionen Menschen übersteigt. Abhängig von den geleisteten Anpassungs- und Vermeidungsmaßnahmen kann diese Zahl sich in den nächsten 30 Jahren auf weit über 200 Millionen Menschen erhöhen.
Schnelles und entscheidendes Handeln ist jetzt notwendig, um die schlimmsten Konsequenzen abzuwenden. Insbesondere muss neben der drastischen Verringerung der klimarelevanten Emissionen das Flüchtlingsrecht an die Realität des Klimawandels angepasst sowie der globale Fonds für Anpassungsmaßnahmen massiv aufgestockt und um die Versorgung von Klimaflüchtlingen erweitert werden.
Wer sich ernsthaft mit dem Phänomen der Klimaflüchtlinge auseinander setzt, wird in einigen Jahren oder Jahrzehnten nicht mehr behaupten können, sie oder er habe von der Brisanz und dem Umfang des Problems nichts gewusst.
(Cord Jakobeit)