18.07.2007, 20.15 Uhr
Die Warnungen vor den Folgen menschengemachter Klimaveränderungen sind eindringlicher als je zuvor. Nicht ob die Meeresspiegel ansteigen werden, ist fraglich, sondern nur noch wann und wie stark.
Die Berechnungen und Prognosen lösen nicht nur Besorgnisse aus, sondern auch diffuse Ängste, die man gerne wegschiebt. Und ein „ökologisches Katastrophenbewusstsein“ scheint sich abgenutzt zu haben. Szenarien, nach denen in Deutschland die tief liegenden Küstenstriche an der Nordsee aufgegeben und geräumt werden müssten, sind nicht neu. Schreckensbilder von ökologischen Katastrophen, die über kurz oder lang hereinbrechen, hatten in den 80er und frühen 90er Jahren Konjunktur. Sie lösten die Horrorvisionen vom nuklearen Krieg und vom atomaren Winter ab. Es schien, als habe sich in jenen Jahren die „Apokalypseblindheit“ (Günther Anders) in eine Lust an Untergangsvorstellungen gewandelt – Bücher, Filme und Fernsehsendungen malten immer wieder die „Rache der Natur“ aus.
Einer dieser Fernsehfilme trug den Titel „Nach uns die Sintflut“ (WDR 1996). Er soll, stellvertretend für andere, näher betrachtet werden. Der Film inszeniert eine gigantische Überflutung des norddeutschen Tieflands und erzählt dies anhand der Schicksale einiger Menschen auf der Halbinsel Eiderstedt. Nur zu offenkundig spielt der Film mit latenten Ängsten vor den Folgen des von den Menschen erzeugten Klimawandels. Er kommt als eine Warnung daher - und spekuliert doch auf jene Angstlust, die uns dazu bringt, das Fürchterliche als Medienerzeugnis anzuschauen, wenn wir uns doch in Sicherheit wähnen. So spielt der Film mit der Verquickung von latenten Ängsten und dem Bedürfnis nach Unterhaltung. Wie ist diese Herangehensweise im Film vor dem Hintergrund der jüngsten Daten über den Klimawandel zu beurteilen?
(Ludwig Fischer)