13. August 2012, 20.15 Uhr
Prof. Uwe Jensen
Ökonom, Kiel
Ist mehr Einkommen per se besser? Sind Menschen in reichen Ländern glücklicher als in armen Ländern? Wie messen Wirtschaftswissenschaftler das? Glück ist sozial, so der britische Ökonom Andrew Clark im "World Book of Happiness". "Kämpfen wir für’s Glück", fordert der britische Ökonomieprofessor Richard Layard in ZEIT WISSEN und plädiert für eine Ethik des Miteinanders. Um Glück zu finden, so deren unmissverständliche Botschaft, ist der Mensch von Freunden, Partnern, Kindern abhängig. Also glücklich ohne Geld?
"Das wird in der Regel nicht so sein. Jeder Mensch braucht eine bestimmte Summe an Geld als Lebensgrundlage", sagt Professor Uwe Jensen. Der Ökonom erforscht den Zusammenhang von Lebenszufriedenheit und Einkommen. Und erkannte aber auch: Wer ausreichend Geld zur Verfügung hat, wird durch mehr Geld nicht unbedingt glücklicher. Vielmehr kann es zu der paradoxen Situation kommen, dass mit steigendem Einkommen die Zufriedenheit nicht steigt und eine Gehaltserhöhung die Laune auch nur vorübergehend aufhellt.
Was aber dann? In dem Punkt können sich viele Ökonomen – manchmal heillos zerstritten – sogar einigen: Wer mehr Wert auf das Erleben und weniger Wert auf das Haben legt, hat mehr vom Leben. Schon der Psychoanalytiker Erich Fromm schrieb: "Unsere Konsum- und Marktwirtschaft beruht auf der Idee, dass man Glück kaufen kann, wie man alles kaufen kann. Und wenn man kein Geld bezahlen muss für etwas, dann kann es einen auch nicht glücklich machen. Dass Glück aber etwas ganz anderes ist, (…) dass Glück das 'Billigste' ist, was es auf der Welt gibt, das ist den Menschen noch nicht aufgegangen."