5. September 2011, 20 Uhr
Prof. Michael Schulte-MarkwortPsychiater, UKE Hamburg
Ein Leben in Balance – wer möchte es nicht gerne führen. Doch wie bringt man die Anforderungen von Arbeit (Karriere!), Familie, Freunden und Freizeit in Einklang? Geht das überhaupt? Immerhin haben 40 Prozent der Akademikerinnen, 60 Prozent der Professorinnen und 80 Prozent der Managerinnen mit ihren Partnern keine Kinder, schreibt die Zeitschrift GeoWissen. Denn die Flexibilisierung der Arbeitszeiten und Arbeitsorte erfordert die Bereitschaft, die Lebensführung ständig neu zu justieren, sich an unstete Arbeitsverhältnisse anzupassen. In seinem Buch "Der flexible Mensch" warnte der US-Soziologe Richard Sennett bereits 1998 vor den Auswirkungen des "flexiblen" Kapitalismus auf Wertvorstellungen und soziales Verhalten. Es sei kein Wunder, so Sennett, dass niemand sich langfristig binden, langfristig soziale Verantwortung übernehmen würde, wenn er/sie ständig zeitlich und örtlich flexible sein müsse. Der moderne Arbeitnehmer wird zum Nomaden.
Auch wenn flexible Arbeitszeiten auf den ersten Blick mehr Freiheit garantieren, so kann die Flexibilität doch zur Belastung werden, weil Routine wegfällt. Alltagsarbeit, schreiben Karlheinz Geißler und Martin Held in "Die Nonstop-Gesellschaft", wird zu einer komplizierten Optimierungsaufgabe. Wie diese gelingen kann, auch das wird Professor Schulte-Markwort, der Medizin und Philosophie studiert hat, aufzeigen. Er ist Autor zahlreicher medizinischer (Fach-)bücher und Standardwerke der Kinder- und Jugendpsychiatrie.
(Angela Grosse)
- Prof. Michael Schulte-Markwort