11. Juli 2011, 20 Uhr
Prof. Hartmut RosaZeitforscher, Universität Jena
Wir leben in einer Hochgeschwindigkeitsgesellschaft, wir verdichten die Zeit im Alltag, quetschen sie aus: Wir telefonieren beim Spazierengehen, essen beim Arbeiten, lesen beim Essen – und haben doch nicht mehr Zeit. Die Verdichtung, die die Spirale der Beschleunigung fortsetzt, hat - teilweise fatale – Folgen. Der Mensch hastet durch den Tag, zwingt sich, im Hamsterrad des Wettbewerbs mitzumachen – oder fällt raus. Welche Ursachen hat diese Entwicklung? Warum müssen wir immer und überall erreichbar sein, warum müssen wir rund um die Uhr arbeiten, rund um die Uhr einkaufen, mit Waren oder Ideen handeln, produzieren?
Der international bekannte Zeitforscher Professor Hartmut Rosa setzt sich mit Zeitzwängen auseinander, misst Beschleunigungen. Hetze kennt er gut, denn er hat auch in New York an der renommierten New School for Social Research (NSSR) gelehrt.
Einen Ausweg aus der Hochgeschwindigkeitsgesellschaft kann der Einzelne für sich nicht – oder nur zu einem sehr hohen Preis – gehen, befindet der Wissenschaftler. Denn in kapitalistischen Gesellschaften gilt die Formel "Zeit ist Geld"; sie besitzen eine innere Dynamik, die unablässig zu Wachstum, Beschleunigung und Steigerung zwingt. So müssen wir immer schneller laufen, nur um unseren Platz zu halten. Also sind wir zur Hast verdammt?
(Angela Grosse)