Dita Pepe

Sylt-Preis für zeitgenössische Fotografie 2011


Dita Pepe  (c) Dmitrij Leltschuk


Dita Pepe, geboren 1973 in Ostrava (Tschechische Republik), gewann den Sylt-Preis für zeitgenössische Fotografie 2011 (s.u.). Deshalb weilte die Fotokünstlerin im Juni 2011 als Stipendiatin der Stiftung kunst:raum sylt quelle auf Deutschlands nördlichster Insel, gemeinsam mit ihren beiden Kindern, ihrem Mann und ihrer Mutter. Dita Pepe lebt wieder in dem Ort, in dem sie geboren wurde. Sie unterrichtet dort und an zwei weiteren Schulen in der Region Fotografie. Ihre Werke wurden mehrfach ausgezeichnet. Sie stellte unter anderem in Prag, Bratislava, Hamburg, Paris, Berlin und Bologna aus. Dita Pepe nahm an gut zwei Dutzend Gruppenausstellungen teil, die sie bis nach Japan führten. Das folgende Interview entstand während ihres Aufenthaltes auf Sylt, wo die Deutsche Welle ihre Arbeitsweise dokumentierte (zum Film).



Sind Sie das erste Mal in Deutschland?


Ich ging schon 1991 als Au-Pair-Mädchen nach Deutschland, genauer nach Wildeshausen. Letztlich blieb ich fünf Jahre, weil ich den italienischen Psychologie-Studenten Francesco Pepe kennenlernte, der damals in Oldenburg lebte. Wir heirateten und ich habe seinen Nachnamen behalten, auch wenn die Ehe längst Geschichte ist. Ach ja, als Kind war ich in Warnemünde, aber das war vor der Wende.
 

Kein Wunder, dass Sie so gut Deutsch sprechen! Was hat Sie inspiriert, Fotografin zu werden?

Fotografie hat mich immer begeistert, aber ich habe mich nicht getraut. Francesco hat mich ermutigt, meinen Weg zu gehen, mich als Fotografin zu versuchen. Noch während ich in Deutschland war, nahm ich daher ein Fernstudium Fotografie in Tschechien auf. An Fotografie fasziniert mich bis heute, dass ich andere Welten besuchen kann.
 

Sie beschränken sich dabei nicht darauf, zu fotografieren. Sie mischen sich ein…

Seit 1999 arbeite ich an der Serie Selbstportäts mit Freunden. Die Porträts sind so arrangiert, dass ich ein Familienmitglied oder die beste Freundin sein könnte. Dafür ziehe die Kleidung der Anderen an, nähere mich ihnen äußerlich soweit wie möglich an. Ich schlüpfe vor jedem Foto in die Rolle von anderen Menschen und lasse mich mit ihnen fotografieren. Zuvor habe ich hinter der Kamera alles genau arrangiert. Die Ähnlichkeit wirkt oft verblüffend.

Diese Serie eröffnet mir neue Perspektiven auf das Leben, erlaubt mir, eigene Positionen zu überprüfen, mich auszuprobieren. Ich fange so die Vielfalt von Lebensmöglichkeiten ein, und allmählich entsteht das vielschichtige Porträt einer Gesellschaft.
 

Wie finden Sie Menschen, die dieses Experiment mit Ihnen wagen?

Zunächst startete ich mit meiner eigenen Familie, mit meinen Freunden und Bekannten. Über diese lernte ich neue Partner für das Fotoprojekt kennen. Jetzt traue ich mich auch, Menschen anzusprechen, die ich gar nicht kenne. Allerdings kostet mich das immer noch viel Überwindung und mir ist wichtig, dass sie sich in der Situation wohl fühlen. Ich bin kein Voyeur.

 
Wie würden Sie Ihre Fotografie bezeichnen?

Es ist eine Form der dokumentarischen Fotografie, auch wenn ich dabei viel inszeniere. In meiner Muttersprache sagt man Inszeniertes Dokument.


Sie fotografieren nur Menschen. Langweilt Sie Landschaft?

Nein gar nicht, ich genieße sie. Auf Sylt finde ich das Meer wunderbar. Ich kann ruhig am Strand sitzen, das Spiel von Wind und Wasser beobachten und meine Gedanken schweifen lassen. Doch viel Zeit werde ich nicht damit verbringen, ich habe noch so viele Projekte auf Sylt geplant. Es ist einfach toll hier!
                                                 (Angela Grosse)

Stichwort:
Der Sylt-Preis für zeitgenössische Fotografie wird von der Stiftung kunst:raum sylt quelle und der Zeitschrift "Photonews" verliehen. Über die Vergabe entscheidet eine hochkarätige Jury. Der Verlag HatjeCanz, das Unternehmen HP, das FabrikFotoforum und die Sylter Kommunen unterstützen dieses Projekt, das 2012 mit einer Ausstellung in Berlin und einem Bild- und Textband beendet wird.