20. Juni - 31. August 2006
Kuratorin: Indra Wussow
Lernen besteht aus einem Erinnern von Informationen, die bereits seit Generationen in der Seele der Menschen wohnen.
Sokrates
Ein Spiegel in die Seele?Der Blick führt in den Spiegel, doch der bildet hier nicht das äußere ab sondern führt in der Zeichnung „the Mirror“ von Stephen Cone Weeks geradewegs in die Innenwelt einer rundlichen Holzfigur, die sich Alice -im –Wunderland gleich aufmacht in ein Märchenland.
Der Spiegel ist eine der großen Metaphern, wenn es um die Darstellung des Inneren geht, um das Auseinandersetzen mit dem eigenen Sein und Bewusstsein.
Die Ausstellung „Innenwelten“ blickt in den Spiegel und zeigt künstlerische Auseinandersetzungen mit dem Bewußtsein, verortet es und zeigt sechs verschiedene Ansätze, den Innenwelten des modernen Menschen in ihrer unendlich komplexen Vielschichtigkeit auf die Spur zu kommen. Was sich an diesem Ort abspielt, vermag nur bruchstückhaft erkannt werden und ganz sicher nicht verstanden. Es ist lediglich eine Ahnung über die Möglichkeiten des Seins durch die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Ideen und Ebenen des Bewusstseins. Die sechs Künstler arbeiten mit ganz unterschiedlichen Mitteln und Formen an ihrer Idee einer „Innenwelt“ , einem Weg zur Introspektion, zur psychologischen Analyse und weiterhin zu einer Dimension des Traums und der Fantasiewelt (siehe auch Wissenschaftssommer 2006, Thema: Traum und Deutung). Zur Ausstellung erscheint ein kleiner Katalog.
Clarina BezzolaClarina Bezzola, die in New York lebende Schweizer Performance-Künstlerin, stellt ihre neue Performance „Inside-Out“ vor. Dabei stellt sie darstellerisch die Frage, was passiert, wenn der Mensch sich seines aus Angst gebauten Schutzwalls entledigt, sein Innerstes der Welt offenbart. Ist der Schmerz oder eher Erleichterung die Folge, Hinwendung und Affektion oder der endgültige Bruch. Und all die bösen und guten Gedanken und Wesen, die den Menschen bei dieser Katharsis begleiten, treten in dieser Performance in Form von skulpturalen Fabelwesen auf und spiegeln bildlich das Innere des sich befreienden Menschen.
Stephen Cone Weeks Stephen Cone Weeks , der kanadische Künstler, der in Düsseldorf lebt, liebt es, in seiner Kunst zu symbolisieren und frönt dabei frei seiner Lust am Gegenstand. Dabei verknüpft der das Sein der Dinge, ihr Herkunft, ihre Funktion und Bedeutung, ihre überlieferte und ihre gegenwärtige Magie mit eigenen Empfindungen, Erfahrungen und Erkenntnissen und hinterfragt dadurch die Ideen, die den Gegenständen und damit unsere Weltwahrnehmung zugrunde liegen. Indem er das Innere der Gegenstände in seinen mehrdimensionalen Zeichnungen konsequent auszuloten versucht und den Betrachter in immer tiefere Schichten entführt, sieht der verblüffte Betrachter die ästhetische und zugleich auch philosophische Seinsebene der Dinge und Welten.
Judith Düsberg„What the world is waiting for“
Judith Düsberg, 1966 in Ewersbach geboren, lebt heute in Hamburg. Sie studierte bildende Kunst in Hamburg und Berlin. Ihre künstlerische Arbeit bewegt sich im Spannungsfeld von Fotografie und Literatur. In ihren Bildergeschichten geht das ich mit der Liebe spazieren und holt sich eine Erkältung dabei, es geht um Sonntagnachmittage und die Farbe Weiss und um das (Über)leben in der Stadt. Ganz in sich selbst, betrachtet sie das Geschehen außerhalb: Dass, was sie sieht und empfindet, ist wie ein Fenster in die Welt, flüchtig aber fokussiert.
Ihre aus dieser Weltsicht resultierenden Fotos und Texte sind kleine, durch Raum und Zeit gerahmte Ausschnitte des Austauschs von innen und außen mit dem Anspruch, dass mit dem subjektiven auch ein kollektives Empfinden getroffen werden kann.
alleinsein ist eins plus ich(getrennte gedanken)und wenn jetzt jemand anderes käme, würde ich auch den nehmen oder besser die, würde ich es ertragen, würde ich es gut finden, dass sie, dass er, dass jemand anderes jetzt, statt der leeren stelle, in meinem bett liegt?
dass überhaupt da jemand liegt. ein jemand mehr als ich. ein ich plus eins, das spricht und riecht und mit mir schläft am tag und geht, wenn ich wieder alleine sein muss.
Anselmo FoxAnselmo Fox lebt und arbeitet in Berlin. In seinen Zeichnungen und Installationen versucht er, sich den un/sichtbaren Grenzen zwischen Innen und Außen zu nähern, zu überprüfen, in welchen immateriellen oder materiellen Raum sich diese Grenze befindet und was sich dort abspielt oder abspielen könnte. Mit chirurgischer Präzision seziert er in seiner Kunst den menschlichen Körper auf der Suche nach einer Schnittstelle, der Interaktion von Materie und Energie und macht dabei deutlich, dass es diese von den Menschen gefühlte Dualität wahrscheinlich gar nicht gibt und das Innen und Außen lediglich zwei Aspekte eines Prozesses sind.
Tim White Sobieski
Tim White Sobieski lebt und arbeitet in New York und ist international bekannt für seine Filme und Videoinstallationen. Der kunst:raum zeigt im Rahmen der „Innenwelten“ seine Videoinstallation „Confession“, die zwischen 1998 und 2002 entstanden ist. White ergündet darin das Wesen der Beichte, die gleichzeitig auch die Idee der Schuld und Vergebung in sich trägt und hinterfragt tiefgründig die Moralvorstellungen von Kirche und Individuen, die Schuldfrage einmal als kollektiver Reflex einer ganzen Menschheit in der christlichen Heilslehre oder als ganz individueller Reflex, wie im Falle der Lady Macbeth. Und immer geht es White darum, die inneren Prozesse, die dem Verhalten innewohnen, zu beleuchten und zu benennen. Und dabei geht er auch den Bildern nach, die Menschen seit jeher den Bewusstseinsprozessen zuordnen: ein Blick in das unberührte, ruhende Wasser als ein Blick in den Spiegel mit all den Konsequenzen, die das Betreten ebendieser inneren Welt dann zu bedeuten vermag.
Auke de Vries Der holländische Künstler Auke de Vries erschafft Skulpturen aus Traumwelten, poetisch und spielerisch, die in ihrer Irrationalität einen so wunderbar zwiespältigen Blick auf die Welt werfen: die Subjektivität der eigenen Lebenswahrnehmung - leicht und traurig, beschwingt und melancholisch zugleich.
Der holländische Künstler Auke de Vries präsentiert Zeichnungen und Skulpturen. Formen, die so viel über unser Fühlen und Denken erzählen.
Es sind Metaphern einer übergreifenden Wirklichkeit, deren Geheimnis sie allerdings nie preisgeben.