27. Januar - 20. März 2005
Die Frau hinter einer “mashrabiya”: sehen, aber nicht gesehen werden
„Durch ein Nadelöhr hindurchgehend, durch ein Fenster schauend wird Vergangenes gegenwärtig“
Susan Hefuna, Tochter eines Ägypters und einer Deutschen verbrachte ihre Kindheit und ihre Ferien in Ägypten, in Kairo und studierte in Deutschland. Seit ihren frühen Zeichnungen orthogonaler Strukturen erkundet sie die Strukturen der „mashrabiya“,des ägyptischen Fensters dessen Dekorationsmuster, dessen Präsenz in der Architektur Kairos so augenfällig ist. Mashrabiyas verbinden das Aussen mit dem Innen: das laute, betriebsame, hektische Leben wird gleichsam gefiltert, so dass ein Innenleben frei ist von äußerlicher Störung. Susan Hefunas Bildstruktur erscheint bisweilen selbst wie ein Fenster aus der spirituellen Ordnung jener vollkommenen Bauwerke, denen man sie in der ganzen islamischen Welt begegnet.
Susan Hefunas Werke, die in ihrer Einfachheit von poetischem Glanz sind, begegnet uns eine Verdichtung im Medium einer hieratischen Schrift. Es gibt nichts, was abweist, was unverstanden bleiben will. Im Gegenteil: Das Transparente harmoniert mit weniger Lichtbezogenem, Leichtes und Schweres halten sich die Waage, Stille und ihr Gegenteil – beides ist erfahrbar. Diese Bildgedichte sind freie Übersetzungen von Gesehenem, Erlebtem und Transzendiertem.
Nicht zuletzt geht es Susan Hefuna auch um die Rolle der Frau in der islamischen Gesellschaft: das Außen zu beobachten ohne selbst gesehen zu werden, so symbolisiert die mashrabiya als wiederkehrendes Leitmotiv Susan Hefunas Arbeiten die Unsichtbarkeit der Frau im äußerlichem Leben.
In ihrer künstlerischen wie in ihrer sozialen Strategie beharrt Susan Hefuna auf ihrer biographisch begründeten Betonung der Differenz. In dieser Doppelgepoltheit opponiert sie wirkungsvoll gegen die rhetorisch maskierte Eindimensionalität des westlichen Kulturbetriebes. Und in dieser Doppeltgepoltheit wirft ihre Kunst Fragen auf, die weit über den Problemkreis der Kunst Bedeutung haben insofern, als sie nicht nur den aufklärerischen Universalismus des Westens kritisiert, sondern auch das unreflektierte Beharren auf einer so oder so gearteten Identität.